Höhlenbeschreibung ...
Detailinfos für den besonders Interessierten ...
Der Weg ist das Ziel
Der Weg zur Höhle ist eine herrliche Wanderung in eines der schönsten Täler der Alpen. Das mühsamste Stück sind die 236 Stufen am Anfang, der "Kaisertalaufstieg", aber nach 20 Minuten hat man sie auch überwunden. Man steigt eine schmale Fahrstraße aufwärts, nach einer Aussichtsbank kommt rechts ein Abzweig, der zur Tischoferhöhle hinabgeleitet. Eine Erläuterungstafel markiert den Weg unübersehbar. (Erläuterungstafel als PDF zum Download)
Der Weg führt steil abwärts, wurde aber völlig neu hergerichtet und ist bei etwas Trittsicherheit nicht schwierig zu begehen. Nach 10 Minuten ist ein nochmaliger Abzweig rechts zur Höhle beschildert.
Die Hyänenhöhle
Der Weg zur Höhle ist sehr reizvoll, bald kommt sogar ein Stück Drahtseilgeländer, er passiert schließlich eine unscheinbare kleine Halbhöhle, die nach einem entsprechenden Knochenfund benannten Hyänenhöhle (Kat.-Nr. 1312/02). Sie ist etwa 5 m breit, 2 m hoch und nur etwa 3 m tief, eine erste Tafel weist auf ihre geschichtliche Bedeutung hin. (Erläuterungstafel als PDF zum Download)
Dann ist die Tischoferhöhle (Kat.-Nr. 1312/01) auf 594 m Höhe erreicht, insgesamt in 40 min. vom Parkplatz ist man am Ziel.
Die Tischoferhöhle - Der Höhlenraum
Die Höhle begrüßt uns ganz unvermutet riesengroß, 20 m breit und über 8 m hoch wölbt sich der Eingangsbogen. Der Eingang ist direkt nach Süden gewendet. (Erläuterungstafel als PDF zum Download)
Die Höhle ist nicht sehr tief, etwa 40 m, sie zieht sich in einem leichten Bogen nach rechts, dann endet sie ohne weitere Fort-setzungsmöglichkeiten. Nach innen steigt sie um etwa 6 Höhenmeter an. Durch den großen Eingang fällt Licht bis in die hinteren Teile, eine Taschenlampe schadet zur Detailerkundung aber nicht.
Die Decke bildet ein relativ gleichmäßiges Gewölbe ohne jeden Tropfsteinschmuck.
Eine spannende geologische Geschichte
Spannend ist an der Tischoferhöhle schon die geologische Ge-samtsituation. Der Sparchenbach liegt heute 40 m unter dem Eingangsniveau. Aus Gesteinsablagerungen kann man aber folgern, dass der Bach in den letzten Stadien der Eiszeit in der Höhle floss.
Es muss ferner über einen längeren Zeitraum der Sparchenbach aufgestaut gewesen sein, so dass die Höhle völlig unter Wasser stand, das bezeugen Ablagerungen.
Ein Ort mit langer Forschungstradition ...
Im Jahre 1607 erhielt der Landesfürst von Tirol, Erzherzog Maxi-milian, einen merkwürdigen Fundgegenstand. Es war ein uralter, verwitterter Knochen, offensichtlich ein Oberschenkelknochen, der aber wegen seiner außerordentlichen Größe und seines Ge-wichts von sechs Kilogramm keinem gewöhnlichen Menschen gehört haben konnte. Also musste er wohl von einem Riesen stammen.
Der Fund stammte natürlich nicht von einem Riesen, sondern vermutlich von einem Höhlenbären. 1859 grub der Geologe Adolf Pichler erstmals wissenschaftlich. 1906 folgte Prof. Max Schlosser aus München zusammen mit Prof. Wieser aus Innsbruck.
Im Jahre 1920 untersuchte eine staatliche Höhlenkommission die Höhle, ob sich die Sedimente nicht vielleicht als Düngemittel eigneten.
1949 besuchte der bekannte Höhlenkundler Walter von Czoernig-Czernhausen aus Salzburg die Höhle und zeichnete den vermutlich ersten Plan.
Letzte größere Forschungstätigkeiten fanden 1960 in beiden Höhlen durch Osmund Menghin und Werner Kneussl statt.
Aber bis in die jüngste Zeit ist die Höhle Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung. So wurde verschiedenes Fundmaterial mit neuesten Methoden nochmals datiert.
... und einiger archäologischer Bedeutung
Bei den archäologischen Grabungen fanden sich in der gesamten Höhle, wenn man den gewachsenen Felsen des Grundes mitzählt, insgesamt 9 Schichten, davon zwei wesentliche Kulturschichten.
Die Untere Kulturschicht barg unter anderem ca. 380 (!) Höhlenbären, 2 Höhlenhyänen, einen Höhlenlöwen, Wölfe, Füchse, Rentiere, Steinböcke und Murmeltiere.
Noch bedeutender aber waren 8 bearbeitete Knochenspitzen (Geschoßspitzen) und damit der bisher älteste Nachweis einer menschlichen Besiedelung Tirols durch altsteinzeitliche Jäger. Drei davon wurden 2003 auf etwa 35.000 bis 37.000 Jahre vor heute datiert.
In der zweiten, wesentlich jüngeren Kulturschicht fanden sich Skelettteile von ca. 30 – 35 Personen. Vermutlich handelt es sich um ein Gräberfeld – dieses wäre in einer Höhle ein sehr seltener Fund. Denkbar wäre auch, dass die Personen sich geflüchtet hatten und von Feinden niedergemetzelt wurden – auch Opferhandlungen sind nicht ganz auszuschließen.
Gleichzeitig wurde aber auch ein Siedlungsplatz mit Feuerstellen nachgewiesen, Schmuck und Keramik sind typisch für die in Bayern beheimatete „Straubinger Kultur“ der frühen Bronzezeit (2200 – 1600 vor Chr.).
Zudem fanden sich in der Haupthöhle wie auch in der Hyänenhöhle eine Anzahl von Winddüsen sowie Kupferschlacken und sogar Bruchstücke einer Gussform. Folglich hat in der Höhle eine Werkstatt, nämlich eine Bronzeschmelze mit Gießerei bestanden!
Menge und Vielfalt der Funde zeigen, dass die Tischoferhöhle einen Fundplatz und eine Stätte des Wirkens des frühen Menschen darstellt, der im tirolerisch-bayerischen Raum einzigartig ist.
Ziele für die „Nachexkursion“
Einen eigenen Ausflug sollte man der Festung in Kufstein widmen. Er würde den Besuch der Tischoferhöhle zusätzlich abrunden. Denn die Höhle selbst ist ja heute gänzlich fundleer, eine interessante Ausstellung mit Funden ist jedoch im Heimatmuseum der Festung zu sehen.
Gleich der erste Raum ist der Tischoferhöhle gewidmet. In dem abgedunkelten, durchaus höhlenartigen Raum umkreist der Besucher auf einer Art Steg drei rekonstruierte Höhlenbärenskelette von gewaltigem Ausmaß. In Vitrinen, die in die Wand eingelassen sind, ist weiteres Fundmaterial zu sehen.
Willkommen in der Urzeit!